Ein Drittel der Wildunfälle passiert mit kleineren Tieren
Unterschätztes Risiko für Tier- und Artenschutz: Knapp ein Drittel (31 Prozent) der gemeldeten Tierfunde entlang von Straßen entfallen insgesamt auf kleinere Säugetiere wie Hase oder Igel. Für das Wildtier des Jahres, den Igel, werden Straßen von Juni bis August besonders oft zur tödlichen Falle – 55 Prozent aller registrierten Unfälle passieren dann. Wildunfallschwerpunkt für den Waschbär sind September und Oktober mit 36 Prozent aller registrierten Fälle. 35 Prozent sind es im Oktober und November für das Damwild, eine mittelgroße Hirschart. Diese Daten hat der Deutsche Jagdverband (DJV) heute veröffentlicht. Grundlage sind über 74.000 Datensätze, die Verkehrsteilnehmer zwischen 1. April 2017 und 31. März 2024 eingegeben haben.
Über das Jahr gesehen führt das Reh die traurige Wildunfall-Liste an – mit der Hälfte aller gemeldeten Fälle. Danach folgen die Gruppe der Raubsäuger Fuchs, Waschbär, Dachs und Marderhund (14 Prozent) und die Pflanzenfresser Hase und Kaninchen (10 Prozent). Die gefährlichsten Zeiten im Tagesverlauf sind Morgen- und Abenddämmerung. Dann sind besonders viele Tiere auf Futtersuche und queren Straßen.
Funfacts zum Tierfund-Kataster
- Bis Ende September 2024 sind im Tierfund-Kataster 161.934 Meldungen eingegangen, von denen 159.562 nach Bundesländern auswertbar sind.
- Ende September 2024 waren 30.188 Nutzer registriert.
- Von 1. April 2023 bis 31. März 2024 wurden im Mittel über 50 Funde täglich gemeldet.
Das Tierfund-Kataster im Überblick
Nutzer erfassen mit dem Tierfund-Kataster im Straßenverkehr verunfallte Wildtiere und andere Totfunde erstmals bundesweit systematisch. Die gesammelten Daten können helfen, Unfallschwerpunkte zu identifizieren und zu entschärfen. Über die zugehörige App lassen sich Daten unterwegs schnell eingeben. Sie ist kostenlos und für iPhone oder Android erhältlich. Alle Funde gibt es in interaktiven Karten und Diagrammen auf der Internetseite. Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein und die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel haben das Tierfund-Kataster 2011 ins Leben gerufen. Ende 2016 hat der DJV das Projekt auf ganz Deutschland ausgeweitet.
Wolf tötet mutmaßlich Jagdhund
Ein Wolf hat mutmaßlich einen Jagdhund in Brandenburg getötet - während einer Nachsuche auf einen Rothirsch nach einem Wildunfall. Der Deutsche Jagdverband (DJV) fordert die zuständigen Behörden auf, den Fall schnellstmöglich und lückenlos aufzuklären. Die Attacke zeigt einmal mehr, dass durch die Präsenz des Wolfs neben dem Herdenschutz auch die praktische Jagdausübung zunehmend schwieriger wird. Der Dachverband der Jäger fordert deshalb die zügige Einführung eines regional differenzierten Wolfsmanagements in Deutschland, wie es im Koalitionsvertrag der Ampelregierung festgeschrieben ist.
"Die Bundesregierung ist aufgefordert, der Herabstufung des Schutzstatus für den Wolf in Europa zuzustimmen, damit wir in Deutschland den vollen Handlungsspielraum nutzen können. Es geht jetzt um Glaubwürdigkeit und Vertrauen in die Politik und am Ende um die Akzeptanz für den Wolf im ländlichen Raum", sagte DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke. Die Bundesregierung müsse den eigenen Koalitionsvertrag umsetzen, der Anhangsänderung im Rahmen der europäischen FFH-Richtlinie zustimmen und parallel die nationale Rechtsangleichung über das Bundesnaturschutzrecht angehen, damit der volle jagdrechtliche Handlungsrahmen über das Bestandsmanagement ermöglicht werde, so Dammann-Tamke weiter.
Ein erster Schritt hin zu einem aktiven Wolfsmanagement ist die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht. Fünf Bundesländer haben diesen Schritt bereits gemacht: Sachsen (2008), Niedersachsen (2022), Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern (2023) und zuletzt Hessen (2024). Die Aufnahme des Wolfs ins brandenburgische Jagdrecht wäre ein folgerichtiger Schritt. Nach offiziellen Angaben lebten dort im Frühjahr 2023 bundesweit die meisten Rudel. Entsprechend hoch ist das Konfliktpotenzial.
Das ausführliche Interview mit dem Hundebesitzer zur mutmaßlichen Wolfsattacke finden Sie hier.
Bundestag stimmt für umstrittenes Sicherheitspaket
Der Deutsche Bundestag stimmt für das selbst in der Ampelkoalition umstrittene Sicherheitspaket. Mit großer Enttäuschung hat der Deutsche Jagdverband (DJV) auf das Ergebnis reagiert und kündigt an, juristische Schritte gegen die in Teilen sogar verfassungsrechtlich bedenklichen Waffengesetzänderungen zu prüfen. Das handwerklich schlecht gemachte Sicherheitspaket wurde im Eilverfahren durch das Parlament gepeitscht, selbst Änderungsanträge der größten Oppositionsfraktion von CDU/CSU wurden nicht zugelassen. Zudem gab es im Vorfeld keine Verbände- oder Länderanhörung. "Dieser Vorgang ist beispiellos und zeigt, dass die Ampelfraktion kein Interesse hatte, sich mit konkreten Vorschlägen der Betroffenen auseinanderzusetzen", sagte DJV-Geschäftsführer Olaf Niestroj. Das eigentliche Ziel, islamistischen Terror und Messerkriminalität zu bekämpfen, werde komplett verfehlt.
Der DJV geht davon aus, dass sich die Situation bei den ohnehin schon überlasteten Sicherheitsbehörden in den Ländern durch die Umsetzung des Sicherheitspakets weiter verschärfen wird. Der Dachverband der Jäger bezeichnet das Vorgehen der Bundesregierung als Bärendienst an der Inneren Sicherheit, weil das eigentliche Problem, der Vollzug bestehender Gesetze, überhaupt nicht angegangen wird. Beispielsweise fanden die Attacken in Mannheim und Solingen mit bereits illegalen Messern in bestehenden Messerverbotszonen statt. Fokus der Politik muss es laut DJV sein, den illegalen Waffenbesitz zu bekämpfen. Denn nicht das Messer ist das Problem, sondern der, der es in Händen hält.
Auch der Wald braucht kein neues Jagdgesetz
„Die Ergebnisse der am Freitag vorgestellten Bundeswaldinventur belegen, dass der Waldumbau schon heute gelingt und dass auf großer Fläche offenbar Jäger, Waldbesitzer und Forstleute erfolgreich Hand in Hand arbeiten!“, so stellt es der Präsident des Landesjagdverbandes Dieter Mahr fest. Er beruft sich dabei auf die positiven Aussagen der Wald- und Umweltministerin Katrin Eder in ihrer Pressemeldung vom 11.10. zu den Ergebnissen der Bundeswaldinventur für RLP.
Der Wald in RLP sei in den letzten 10 Jahren noch einmal deutlich strukturreicher geworden. 85 % des Waldes seinen inzwischen Mischwälder, so Eder. Die junge Baumgeneration stamme fast vollständig (96,7%) aus natürlicher Ansamung! Und zwar aus Buchen, Eichen und vielen anderen wichtigen Nebenbaumarten. Auch werde der Wald immer naturnäher. Die Analyse der Klimaschutzministerin weist auch aus, dass sich die gebundene Kohlenstoffmenge im Wald, entgegen dem Bundestrend im Rheinland-Pfälzische Wald um 4,7 Mio. Tonnen erhöht hat. Von Gefahren für den Wald durch Wildschäden ist dagegen nicht die Rede!
Der LJV stellt dabei einen eklatanten Widerspruch zur Begründung für ein neues Jagdgesetz fest. Die Landesregierung sah und sieht dennoch weiterhin die Notwendigkeit, „aus Gründen des Waldschutzes“ das seit 2010 geltende Jagdgesetz gegen die Belange der Jägerschaft zu verschärfen.
„Warum?“, fragt sich Präsident Mahr, „werden seit 2023 Konflikte mit der Jägerschaft und dem ländlichen Raum provoziert, arbeitet man doch in der Praxis vor Ort zum Wohl des Waldes und des Wildes offenbar erfolgreich zusammen.“ Dem geltenden, im Bundesvergleich immer noch modernen und waldfreundlichen Jagdgesetz in RLP, fehle es an nichts - allenfalls an einem wirksamen Gesetzesvollzug der Jagdbehörden der Landesregierung, so der Landesjagdverband.
Der LJV weiß, dass vor Ort Wildschäden den Aufbau von Wäldern mit neuen Baumarten auf den Schadflächen behindern können. Aber genau deshalb braucht es konkrete gemeinsame Konzepte von Waldbauern und Jägern, die neben dem reinen Abschuss die vielfältigen und von der Wissenschaft anerkannten Ursachen von Wildschäden beachten. Diese Berücksichtigung aktueller wildbiologischer Erkenntnisse ist bereits jetzt vor dem Hintergrund der jetzt geltenden rechtlichen Vorschriften umsetzbar. Ein neues Jagdgesetz braucht es hierfür definitiv nicht.
Wolfspolitik: Jahrestag der gescheiterten Schnellabschüsse
Lösungsorientiert, schnell umsetzbar und rechtssicher: So kündigt Bundesumweltministerin Steffi Lemke vor genau einem Jahr sogenannte Schnellabschüsse für verhaltensauffällige Wölfe an. Bisher haben die Maßnahmen allerdings den Praxistest nicht bestanden, Gerichte haben alle Anträge zu Fall gebracht, kritisiert der Deutsche Jagdverband (DJV) die Wolfspolitik. "Den leeren Worten müssen schleunigst Taten folgen, über 4.400 Nutztierrisse allein im Jahr 2022 sind ein neuer trauriger Rekord. Die Bundesministerin hat vor einem Jahr bei den Nutztierhaltern Hoffnung auf schnelle Hilfe geweckt und sie anschließend bitter enttäuscht", sagte DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke. Mit zwei aufmerksamkeitsstarken Aktionen in Berlin anlässlich des Jahrestags bringt der DJV die deutschlandweiten Konflikte mit dem Wolf zurück auf die politische Agenda in der Bundeshauptstadt.
Das bekannte Stadtwappen, der ikonische Berliner Bär, wurde in einen Wolf verwandelt – begleitet von Kamera- und Filmteams. Danach folgte dann die direkte Konfrontation. Mit mobilen Großleinwänden vor Bundesumweltministerium und Bundestag hat der DJV Bundesministerin Lemke mit ihren eigenen Worten aus der Pressekonferenz im Oktober 2023 konfrontiert und gefragt: "Frau Umweltministerin, wann halten sie ihr Wort?". Dr. Anja Weisgerber, umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, und Karlheinz Busen, jagdpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, waren bereit, die DJV-Fragen zum Wolf vor der Kamera zu beantworten. Das Video zur Aktion und die Antworten gibt es in Kürze auf den Social-Media-Kanälen des DJV.
Damit Mensch und Wolf möglichst konfliktfrei zusammenleben können, braucht es ein echtes Wildtiermanagement. In Kombination mit Herdenschutzmaßnahmen wie Zäunen oder Herdenschutzhunden ist die Jagd ein wichtiges Instrument. Der DJV fordert von der Bundesumweltministerin, endlich und zügig einen sicheren Rechtsrahmen für ihr selbst propagiertes Schnellabschussverfahren zu schaffen. Parallel dazu müssen die Voraussetzungen für ein regional differenziertes Bestandsmanagement zügig entwickelt und in Kraft gesetzt werden – zumal es im Koalitionsvertrag der Bundesregierung so verankert ist. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite www.jagdverband.de/wolf.